Das trügerische Gedächtnis

Das Gedächtnis funktioniert ein bisschen wie Wikipedia: Sie können es aufrufen und es verändern, aber andere können das auch.

 

Mit diesem Zitat der Psychologin Elizabeth Loftus beginnt dieses Sachbuch. Ich stiess dank einem Beitrag der Sendung Einstein (hier nachschauen) vom TV-Sender SRF auf die sympathische Forscherin und Psychologin Julia Shaw. Es ging darum, wie und ob wir unser Gehirn verbessern und optimieren können. Modewort: Gehinrjogging.

Neurologie interessierte mich schon seit geraumer Zeit und die Möglichkeit, mehr darüber zu lernen, wie ich mir einfach mehr Wissen aneignen könnte, reizte mich. Doch das Mysterium Gehirn bietet noch so viel mehr spannende Fakten - und einen Teil davon offeriert Julia Shaw in ihrem Buch.

 

Klappentext:

Wir sind die Summe unserer Erinnerungen. Aber haben prägende Ereignisse unseres Lebens überhaupt so stattgefunden? Die Rechtspsychologin Julia Shaw erklärt, warum wir uns auf unser Gedächtnis nicht verlassen können. Auf der Grundlage neuester Erkenntnisse von Neurowissenschaft und Psychologie sowie ihrer eigenen bahnbrechenden Forschung zeigt Shaw, welchen Erinnerungen wir trauen können und welchen nicht – und wie wir das Beste aus unserem trügerischen Gedächtnis herausholen.

 

Meine Meinung:

Julia Shaw hat Menschen Erinnerungen über Ereignisse eingepflanzt, die so gar nie geschahen. Dies war schon Grund genug für mich, dieses Buch zu lesen. Wie ist so etwas möglich??, fragte ich mich und die Autorin erläuterte es mir. In 10 Kapiteln schreibt sie ausführlich und mit viel Wissenswertem, allerdings ist das Buch wunderbar einfach verständlich und selbst für Laien in der Neurologie - wie etwa mich - komplett nachvollziehbar. Und obwohl die Rechtspsychologin dem Leser mit Hintergrundinformationen viel Verständnis dafür abgewinnt, dass sich jemand irren und eine falsche Erinnerung produziert haben könnte, ist es doch schockierend, wie sehr wir uns täuschen können. Und noch prekärer, wie sehr uns jemand alleine mit "falsch"gestellten Fragen dazu bringen kann, die verrücktesten Geschichten zu produzieren und als unsere eigenen Erinnerungnen zu akteptieren.

 

Julia Shaw konnte viele unschuldige Gefängnis-Insassen dank ihrer Arbeit in die wohlverdiente Freiheit entlassen. Sie unterstützt Rechtsangelegenheiten und das Militär, ihr Job klingt ausserordentlich spannend und die junge Frau wirkt im TV auch sehr nahbar und sympathisch.  Und genauso ist auch das Buch geschrieben, sympathisch, spannend mit vielen interessanten Informationen und einer guten Prise Humor. Für alle, die sich ein wenig mehr Verständnis und Wissen über sich selbst, besonders ihr Gehirn, aneigenen möchten, ist diese Lektüre ein Muss. Und für alle anderen auch - denn es ist fesselnd, wie verrückt das Ding zwischen unseren Ohren funktioniert!

Oder um es mit Julia Shaws Worten abschliessend zu sagen:

 

Ein Verständnis all der Schwächen, die unserem Gedächtnissystem anhaften, erlaubt uns, zu einer ganz neuen Einstellung zu gelangen. Unsere Vergangenheit ist eine fiktionale Repräsentation und das Einzige, dessen wir uns eingermassen sicher sien können, ist das, was in nder Gegenwart geschieht. Das ermutigt uns dazu, in der Gegenwart zu leben und unserer Vergangenheit nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Es zwingt uns, zu akteptieren, dass die beste Zeit unserers Lebens und auch unserer Erinnerungen genau jetzt ist.

 


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