Das Leben ist zu kurz für später

Ein Selbstversuch von Alexandra Reinwarth

 

Das verrät der Klappentext:

Einen Tag nach ihrem Todestag wacht Alexandra Reinwarth morgens auf - und ist glücklicher als je zuvor. Und nichts ist mehr so, wie es einmal war.
Aber von vorne: Es gibt Momente, in denen einem klar wird, dass es so nicht weitergehen kann, dass sich das Leben ändern muss. In einem genau solchen Moment entschliesst sich Alexandra Reinwarth zu einem spannenden Selbstversuch: Sie wird so leben, als wäre es ihr letztes Jahr. Und dieses Experiment ändert alles: Wie aus Sorgen, Stress und Anspannung ein Leben ohne Wenn und Aber mit völlig neuen Prioritäten und überraschenden Zielen wurde, erzählt sie in ihrer unnachahmlich humorvollen Art und zeigt, was passiert, wenn man wirklich im Jetzt lebt!

 

Das Buch und meine Meinung:

Stell dir vor, du hast nur noch ein Jahr - ein Selbstversuch, der dein Leben verbessern wird. So der Untertitel. Momentan habe ich eine Phase, in der ich auf "lebensverbessernde" Bücher stehe; zuletzt habe ich "Zum Aufgeben ist es zu spät" von Timo Ameruoso gelesen. Ich bin auf der Suche nach diesem einen Satz, der mir die Augen öffnet, der mein Leben wie durch Fingerschnippen ändert und mir die Weisheit mitgibt, mit der mein Leben vor Glück nur so übersprudelt. Ob ich diese Anregung in dieser Lektüre gefunden habe?

 

Jaein. Irgendwie schon, irgendwie nicht. Ich kann kein klares Fazit zu diesem Buch geben, ich hatte eine andere Vorstellung vom Inhalt. Ich hatte - wie eben gesagt - auf irgendeine weltbewegende Erleuchtung gewartet. Nun ja, zumindest etwas, das meine kleine Welt erleuchtet. Aber alles, was Alexandra Reinwarth in ihrem Selbstversuch herausgefunden hat, all das, auf was man achten sollte und was man ändern sollte um ein glücklicheres Leben zu haben, kenne ich.

 

So greift die Autorin auch die Feststellungen der Krankenschwester Bonnie Ware auf, die viel mit Sterbenden zu tun hatte. Sie schrieb ein Buch darüber, was diese Personen in ihren letzten Tagen und Stunden bereuen. Daraus lässt sich diese Liste zusammenstellen:

  • "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben"
    Alexandra R. schreibt von ihrem schwulen Freund Ole, dessen Mutter nicht ertragen kann, welche sexuelle Orientierung ihr Sohn hat, weswegen er sich verstellt, nur um ihr zu gefallen.
    Ich halte insofern an diesem Satz fest, als dass ich meinen Traum von der Auswanderung und vom Job als selbstständige Autorin, Journalistin, Texterin und Bloggerin weiter verfolge - koste es, was es wolle!
  • "Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet."
    Auch hier hat Alexandra R. die Bremse gezogen und ihr Arbeitspensum gesenkt; sie kündigte bei der Agentur, in welcher sie einst arbeitete und ist nun vollständig Autorin.
  • "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken."
    Zu diesem Punkt fordert die Autorin ihre Freundin Jana auf, den hübschen Ahmet aus der U-Bahn, welchen diese seit Wochen anschmachtet, endlich anzusprechen. Dabei stellt sie fest, dass wir diese Dinge oft nicht tun aus der Angst, verletzt zu werden. Doch was, wenn der Gegenüber ebenso denkt? Tausende Menschen würden sich so niemals kennenlernen und die besten Partnerschaften vielleicht nie zustande kommen! Und wenn der andere nicht so empfindet? Dann geht das Leben weiter - und eine Ablehnung bedeutet nur, dass das Schicksal noch etwas bzw. jemand anderes auf Lager hat. Jemand, der passt wie die Faust aufs Auge!
  • "Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrecht erhalten."
    Zu diesem Punkt hat Alexandra R. nicht wirklich etwas geschrieben, allerdings kenne ich das aus meinem Leben: Ich bin mit meiner Nachbarin D. quasi aufgewachsen. Jahrelang gingen wir zusammen durch dick und dünn - bis wir uns aufgrund falscher Interpretation des Verhaltens der jeweils anderen auseinanderlebten. Zum Glück haben wir irgendwann den Mut gefunden, wieder miteinander zu reden und nun ist es so, als wären wir nie getrennt gewesen - zumindest bis auf den Fakt, dass wir uns tonnenweise zu erzählen haben von der Zeit, in der wir getrennt waren.
  • "Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein."
    Diesen Aspekt greift Alexandra R. sehr authentisch auf. So beschreibt sie etwa folgendes Szenario:

    "Ganz besonders spürt man das Herz in Momenten des grossen Glücks - leider habe ich eine wahnsinnig bescheuerte, aber anscheinend weit verbreitete Strategie, mit Glück und Glücksmomenten umzugehen: Sobald ich merke, es ist alles toll suche ich mir sofort irgendetwas, um das ich mir Sorgen machen kann. Bekloppt, oder?"

Nein, liebe Alexandra, das ist alles andere als bekloppt - dieser Satz könnte genauso aus meinem Mund stammen. Kaum erlebe ich etwas, das mich überaus happy macht, habe ich Angst davor, dass dieser Zustand zerbricht, vergeht und sowieso, wo sind all die anderen Sorgen? Ach ja, da hinten im Oberstübchen lauern sie! Und schon - Bumm! - ist man wieder

auf dem Boden der Tatsachen und das Helium des Glückmoments verpufft. Diese Strategie zu verlernen, da arbeite ich arg daran. Denn erstens; wäre das Leben immer schön, gäbe es gar keine wirklichen Glücksmomente mehr! Man wüsste diese ja nicht mehr zu schätzen. Und zweitens; warum nicht den Moment geniessen? Sorgen machen kann man sich danach wieder und sie kommen ja sowieso wieder auf - die blöden Dinger haften an einem wie Kaugummi.

 

 

Als Fazit würde ich dieses Buch nicht als die Erleuchtung bezeichnen, aber es war amüsant und spannend - ich habe es immerhin in zwei Tagen gelesen! Und es gibt Stoff, über den man Nachdenken kann. Was würde ich heute noch tun, wenn ich weiss, dass mein Ablaufdatum bald da ist? Ich wüsste da so einige Sachen! Aber eins ums andere - als erstes soll nun dieser Post online und es nähme mich Wunder; was gehört auf Deine Liste der Dinge, die Du noch unbedingt machen müsstest, wenn Du Deinen Todestag näherkommen sehen würdest? Ich freue mich, von Dir zu lesen!

 


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Kommentare: 1
  • #1

    eileens good vibes (Mittwoch, 05 September 2018 08:06)

    Ich liebe diese Buchserie! Auf meinem Blog habe ich zum Hauptbuch schon eine Rezension online und demnächst erscheint eine zum "Am Arsch vorbei geht auch ein Weg - Für den Job". Ich mag ihren Schreibstil und sie hat mir vielen Ansichten recht.

    Liebe Grüße Eileen
    www.eileens-good-vibes.de