Animant Crumbs Staubchronik

Eine un-klischeehafte Liebesgeschichte von Lin Rina

 

Darum geht's:

England 1890.

Kleider, Bälle und die Suche nach dem perfekten Ehemann. Das ist es, was sich Animants Mutter für ihre Tochter wünscht. Doch Ani hat anderes im Sinn. Sie lebt in einer Welt aus Büchern, und bemüht sich der Realität mit Scharfsinn und einer gehörigen Portion Sarkasmus aus dem Weg zu gehen.
Bis diese an ihre Tür klopft und ihr ein Angebot macht, das ihr Leben auf den Kopf stellt.

Ein Monat in London, eine riesige, vollautomatische Suchmaschine, die Umstände der weniger Privilegierten und eine Arbeitsstelle in einer Bibliothek. Und natürlich Gefühle, die sie bis dahin nur aus Büchern kannte.

 

Die GEschichte und meine Meinung:

Animant ist anders als die anderen jungen Damen in ihrem Alter; sie interessiert sich - sehr zum Verdruss ihrer Mutter - nicht für die ledigen, jungen Herren, welche ihr den Hof machen, auch nicht für den Klatsch und Tratsch und an den Soirees, den gesellschaflichen Treffen - oder Verkupplungsabenden, wie Animant diese sieht - fühlt sie sich deplaziert.

Animants Liebe gilt den Büchern. Sie liebt es, sich auf den Dachboden zurück zu ziehen und in ihrem Lesesessel eine Seite nach der anderen zu verschlingen. Die junge Frau ist sehr belesen und dementsprechend langweilen sie die Männer, welche ihre Mutter ihr in Aussicht stellt - die Hochzeitsglocken bereits klingen hörend.

 

Sollte ich doch ohne Mann enden, was machte das schon? Ich wurde vielleicht nicht reich, hätte keine eigene Kutsche und konnte mir nicht jedes halbe Jahr eine neue Garderobe zulegen, aber die öffentliche Bibliothek war kostenfrei und dort würde ich bestimmt glücklicher weden als mit einem stumpfsinnigen Mann in einem viel zu noblen Haus!

 

Alles ändert sich, als Anis Onkel Alfred vorbeischaut. Er kommt aus London und kann viele aufregende Geschichten erzählen, die das Landleben der Crumbs unterhalten. Auch erzählt er von seinem unwirschen Bibliothekar, der alle Assistenten zum Teufel jagt. An diesem Abend kommt die Idee auf, die Bücherverliebte Ani könnte ihr Glück bei dem unfreundlichen Mann versuchen. Um ihrer Hochzeits-verrückten Mutter zu entkommen, willigt sie ein und fährt mit ihrem Onkel in die Stadt.

Die ersten Tage leidet auch sie unter dem unverfrorenen Bibliothekar, doch sie will sich beweisen, ihren Willen zeigen und findet je länger je mehr Freude an der Arbeit. Sie lernt nebenbei auch eine Gleichgesinnte kennen: Elisa, die ihr eine gute Freundin wird. Doch die beiden verbindet ein Geheimnis, welche Ani im letzten Drittel der Geschichte zum Verhängnis wird: sie setzt sich dafür ein, dass auch Frauen - zumindest Elisa - Zugang zu den bildenden Lektüren der Universitäts-Bibliothek der Männer bekommen. Für ihr Vergehen wird ihr die Kündigung serviert und das von dem Mann, der als einziger je Gefühle in der jungen Ani weckte. Gefühle, die sie bisher nur von den Seiten ihrer Romane kennt und von welchen sie glaubte, dass diese erwidert werden.

 

Pomp und grosse Festivitäten hatte ich noch nie als erstrebenswert erachtet. Ich hatte Bücher der Gesellschaft von Menschen immer vorgezogen. Aber heute Abend in Anbetracht des Kleides, das ich morgen tragen würde, malte ich mir aus, wie ich neben ihm stand...

Doch das war eine Katastrophe! Das hätte niemals passieren dürfen.

 

Ich dachte zwischendurch wirklich, mein Herz wäre aus Stein, sodass ich mich niemals verlieben konnte.

Ich wusste, dass ich ein schrecklicher Mensch war. So schrecklich, dass ER bestimmt davon überzeugt war, dass so jemand wie ich keine Liebe verdient hatte.

Und ich gab ihm Recht.

 

Als leere, todtraurige Hülle kehrt Ani aufs Land zurück. Tagelang suhlt sie sich in ihrem Leid, welches scheinbar kleiner zu werden scheint - bis der schmallippige Bibliothekar vor ihrer Haustür steht. Gesandt von ihrem Bruder, dem sie während ihrer Zeit in London geholfen hat, den gemeinsamen Eltern - engstirnige Christen - seine jüdische Verlobte schmackhaft zu machen. Und obwohl ich normalerweise Happy Ends bzw. die dramatischen Schlussszenen in welchen die Hauptprotagonisten tränenreich zusammenfinden und der Eimer Kitsch überläuft hasse, habe ich mir genau diese Szene in diesem Buch für Ani gewünscht. Die junge Frau, die mir so sympathisch wurde im Verlauf des Buches, hat doch so gelitten. Aber was ist es, das der Bibliothekar will?! Die einzige Assistentin, welche seiner Meinung nach die Arbeit richtig gemacht hat zurück!

 

Wäre das Leben doch nur ein Buch...

 

Fazit: Animant Crumbs Staubchronik ist eine wunderbare Geschichte, die mich total in seinen Bann gezogen hat! Animant war mir von Anfang an sehr sympathisch und ich konnte mich wunderbar mit ihr und ihrer Liebe zu Bücher identifizieren. Die schönsten Zitate aus dem Buch, mit denen ich mich am Besten identifizieren konnte, habe ich unter diese Rezension gemischt. Ich kann die Lektüre jedem empfehlen und wünsche sehr, dass es einen zweiten Teil davon geben wird! Ideen hätte ich, wenn Lin Rina keine dafür hätte ;)

 

 

Ich war in letzter Zeit viel zu wenig zum Lesen gekommen und genoss die Minuten, die ich reglos dasass, während mien Blick über die schwarze Schrift huschte und die Wörter in meinem Kopf Sätze bildeten, sie ihren Sinn in meinem Gedächntis hinterliessen. Das waren Momente, in denen ich ausnahmslos ich war, in denen mir alle anderen egal wurden und ich der Welt um mich herum entfloh.

 


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