Der Geruch des Paradieses

Peri und ihre beiden besten Freundinnen Shirin und Mona könnten unterschiedlicher nicht sein. Als sie sich während ihres Studiums in Oxford jedoch in das umstrittene Seminar des charismatischen Professors Azur einschreiben, wird ihr Schicksal auf dramatische Weise zusammengeschweißt.

Elif Shafak lässt verschiedene Wertsysteme sowie Schattierungen des Glaubens meisterhaft kollidieren und zeigt auf, dass diese Konflikte ihren Kampf auch im Inneren eines jeden Menschen fortsetzen.

Die Geschichte:

Die ganze Geschichte spielt an einem einzigen Abend – sie beginnt inmitten Istanbuls Verkehrs-Trubel und endet überraschend, einsam und offen.

 

Während diesem einen Abend blickt man immer wieder zurück in Peris Vergangenheit, man erfährt viel von ihrer Kindheit und ihrer Zeit an der Uni Oxford. Dort lernt sie besagte Freundinnen kennen; Shirin – die selbsternannte Sünderin und Mona, die Gläubige. Peri selbst ist die Verwirrte, ständig auf der Suche nach Antworten – schwankend zwischen der gläubigen Mutter, ihrem ungläubigen Vater und der Welt.

 

„Du weisst doch, was die Leute sagen, wenn sie einen Autounfall sehen. Sofort heisst es: Gott bewahre! – Ist das zu glauben? Sie denken als Erstes an sich statt an die Opfer. Die meisten Gebete gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Beschütze mich, liebe mich, unterstützte mich – immer geht es nur um mich! Das nennen sie dann Frömmigkeit. Ich nenne es verkappten Egoismus."

Mein Fazit:

Ich konnte mich während der gesamten Lektüre sehr mit der Hauptprotagonistin identifizieren. Wie sie stelle ich mir immer wieder die Frage nach Gott – gibt es ihn? Oder nicht? Und wenn doch, warum lässt er solch grausame Dinge wie Terroranschläge auf unschuldige Menschen geschehen?

 

„Gott war (ist?) ein Labyrinth, für das es keine Karte gab, ein Kreis ohne Mittelpunkt, ein Puzzle, dessen Teile augenscheinlich nie zusammenpassen. Indem sie das Rätsel löste, würde sie Sinn in die Widersinnigkeit, Vernunft in den Aberwitz, Ordnung ins Chaos bringen und vielleicht lernen, glücklich zu sein.“

 

Neben vielen Aspekten bezüglich dem Islam und dessen Glauben, habe ich auch viel über andere Glaubensrichtungen gelernt. Elif Shafak versteht es, den Leser in ihren Bann zu ziehen, Wissen zu vermitteln und den Leser dazu zu bringen, Dinge zu hinterfragen. Es gäbe so viele Stellen zu zitieren – es fiel mir echt schwer, die Besten für diese Rezension auszuwählen. Wie Du unschwer erkennen kannst, hat mich diese Geschichte von der ersten Seite an gepackt und ich habe das Buch innert 3 Tagen gelesen – ich wäre schneller gewesen, hätte ich mehr Zeit gehabt ;)

 

So, zum Schluss möchte ich noch den faszinierenden, sagenumwobenen Professor Azur zu Wort kommen lassen - mit meinem Lieblingszitat:

„Vergessen Sie nicht: Der Mut zum ‚Erkenne Dich selbst‘ ist der Mut zum ‚Zerstöre dich selbst.‘ Wir müssen uns erst auseinandernehmen, um dann aus den Stücken ein neues Selbst zusammenzubauen.“

 


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