Die Spur des Schweigens

Inhalt

Journalistin Julia schlägt sich mühsam als freie Schreiberin durch und träumt von der großen, investigativen Story. Sie erhält einen Hinweis auf mögliche sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut. Der Me-too-Debatte überdrüssig, geht sie dem Verdacht zunächst nur halbherzig nach. Als sich aber die erste Betroffene bei ihr meldet und Julia den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt, ist ihr Reporterinnen-Instinkt geweckt.

 

Am Institut stößt sie auf ein gefährliches Gemisch aus Machtmissbrauch, Schweigen und Vertuschung – und auf eine schockierende Verbindung zu ihrem Bruder Robert, der zwölf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Plötzlich muss Julia sich unangenehme Fragen stellen: Was hat Robert mit dem Selbstmord einer chinesischen Doktorandin zu tun? Warum wurde seine Leiche nie gefunden? Hat sie all die Jahre etwas übersehen?

Meine Meinung:

Julia hat etwas übersehen, und zwar, wie viel Medienaufmerksamkeit die Veröffentlichung des Artikels über das Forschungsinstitut auslöst. Besonders trifft das die beiden jungen Chinesinnen, welche ihr Informationen gegeben haben. Auch Julia selbst gerät mitten in die Schlammschlacht, als sie sich dem Hauptvedächtigten annähert.

 

Die Protagonistin hat offensichtlich ein Problem mit Alkohol und grosse Bindungsängste. Eine Kombination, die sie jegliche Männer vergraulen lässt - auch den charmanten Fernsehreporter Sebastian, den sie innert Kürze von sich stösst. Um ein Techtelmechtel mit dem Verdächtigen ihrer Recherche einzugehen. Ein Schritt, der sich im Verlauf der Geschichte rächt.

 

Das Buch ist spannend, die Schreibweise sehr fesselnd. Ärgerlich ist nur, dass der Geschwisternkonflikt zwischen Robert und Julia nie genauer aufgegriffen wurde. Sie scheint ihren Bruder sehr geliebt und unter seinem Verlust gelitten zu haben, während er all die Jahre sie bloss als die grosse Schwester, der alles besser gelang, sah. Dieser Aspekt wurde auch am Ende des Buches, als Rober wieder auf der Bildfläche erscheint, nicht genauer beleuchtet.

 

Das Buch ist empfehlenswert. Besonders für Medienschaffende, zu denen ich auch gehöre. Man fühlt mit während der Recherche, versteht die Fragen, welche sich die Journalistin stellt. Und ist schlussendlich stolz, dass der Drang, der Welt die Wahrheit näher zu bringen, gewinnt.

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