Mein Herz ist eine Insel

 

Isla Grant ging es schon mal besser. Ohne Wohnung und ohne Job bleibt ihr keine andere Wahl, als nach Hause zurückzukehren, nach Bailevar, eine winzige Insel an der rauen Westküste Schottlands. Und das, obwohl sie kaum Kontakt zu ihrer Familie hat. Als sie auch noch ausgerechnet ihre Jugendliebe Finn wiedertrifft, sind alle unliebsamen Erinnerungen zurück. Ihr einziger Lichtblick ist die alte Dame Shona, die wie keine andere Geschichten erzählt, besonders gern die Legende von der verschwundenen Insel. Doch schon bald erkennt Isla, welch tragisches Geheimnis Shona zu verbergen versucht. Und auch ihre eigene Vergangenheit holt Isla unaufhaltsam ein …

 

Das ist einer von Marcel-Prousts Madeleine-Momenten, denke ich. So ein Augenblick, in dem ein Geschmack oder ein Geruch eine Erinnerung heraufbeschwört, so heftig, als habe man sie gerade erst erlebt.

 

die Geschichte:

... wird abwechselnd aus der Sicht von Isla und ihrer Jugendliebe Finn erzählt. Ausserdem hat die Autorin die Geschichte der verschwundenen Insel geschickt aufgeteilt zwischen die Erzählungen platziert und man ahnt als Leser schon bald, dass diese aussergewöhnliche Story einen tieferen Hintergrund für Shona und die Bewohner Bailevars hat. Aber welche verrät das Buch am besten selbst! Die Hauptprotagonistin Isla erscheint dem Leser als eine weltoffene Frau, die scheinbar völlig deplatziert ist auf einer kleinen Insel mit einer solch intimen, familiären Atmosphäre wie Bailevar. Sie lechzt nach der grossen Welt und dafür hatte sie auch vor einigen Jahren ihre Jugendliebe Finn verlassen. Ein Verlust, welchen beide scheinbar nie wirklich überwunden haben und der sie nun wieder einholt. Die gespannte Stimmung zwischen den beiden kocht immer wieder hoch und man kann zwischen den Zeilen praktisch die Funken sprühen fühlen! Und doch sieht Isla nur ein Weg zu ihrem Glück: Weg von dieser Insel!

 

"Es tut mir leid. Ich wünschte, es wäre ein Wunder geschehen und wir müssten uns nicht trennen. Aber es ist nicht passiert. Ich kann nicht um dich kämpfen. Ich will dich nicht ändern. Du bist Du. Sei nicht so streng mit Dir. Irgendwo findest du dein Glück. Ich bin mir sicher."

 

Mein Fazit:

Isla erscheint mir als eine sehr zwiegespaltene Person, hin- und hergerissen zwischen dem attraktiven Tourist Jared und ihrer Jugendliebe Finn, zwischen der Entscheidung auf der Insel zu bleiben oder diese wieder zu verlassen.

Doch da sind auch noch die familiären Probleme, die ihr Herz belasten und welchen sie gekonnt aus dem Weg geht. Daher ist Isla jemanden, den man manchmal einfach schütteln möchte und ihr nahelegen, endlich mit der Vergangenheit aufzuräumen, reinen Tisch zu machen, um diese beklemmenden Gefühle loszuwerden. Doch all dies scheint sie bis zuletzt meisterhaft zu vermeiden…

Zum Glück gibt es jedoch Shona, die liebenswürdige, lustige, alte Frau, Finns Grossmutter, die ihren Enkel und die wilde, rothaarige Isla nur zu gerne wieder vereint sähe. Wie trickreich sie im Verlauf der Lektüre immer wieder Kuppelungsversuche ausübt, hat mich immer wieder zum Grinsen gebracht.

 

Die Story hat mich von den ersten Seite an gepackt und ich habe es genossen, in meinem Kopfkino auf die schottische Insel Bailevar zu reisen, um Islas turbulenten Aufenthalt dort zu begleiten. Das Buch enthält sowohl traurige, ernsthafte und nachdenklich stimmende, als auch lustige und heitere Komponenten. Alles in allem ein Must-read und eigentlich perfekt sowohl für den Strand, als auch für die Couch oder das Bett in den eigenen vier Wänden, mit einer Tasse Tee oder Kaffee und am Liebsten noch mit einem selbstgebackenen Insel-Keks von Shona  - oder wie ich; Mit einem Halloween-Schoko-Keks hihi ;)

 

"Es ist erstaunlich, wie viel Zeug an mit den Jahren ansammelt, dass man sich nie mehr ansieht. Es vergeht über Jahrzehnte vor sich hin, ohne dass es irgendwer eines Blickes würdigt. Da fragt man sich, ob es das wert war. Es aufzuheben, meine ich. "

"Es sind Erinnerungen! Wenn dir danach ist, wirst du sie dir wieder ansehen. Wenn nicht, dann nicht. Aber sie sind da, verstehst du?"

 


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