Mr Widows Katzenverleih

Ein Roman von Antonia Michaelis

Darum geht es:

In seinem alten Haus mit dem verwunschenen Garten mitten in der Großstadt verleiht der alte Mr. Widow samtpfotige Stubentiger an Menschen, die zu viel oder auch zu wenig haben, um das sie sich sorgen müssen. Je nach Bedarf verbreiten seine Katzen von Behaglichkeit bis Chaos vor allem eines: Glück. Eines Abends entdeckt Mr. Widow in einer Mülltonne neben einem Wurf neugeborener Kätzchen eine schwangere junge Frau, und auf einmal sieht er sein beschauliches Leben auf den Kopf gestellt. Denn vor irgendetwas scheint die junge Frau auf der Flucht zu sei...

 

Die Geschichte und meine Meinung:

Ich habe das Buch meiner Tante zu Weihnachten geschenkt. Was eigentlich ein Zufall war, denn eigentlich wollte ich ihr mein Lieblingsbuch (aller Zeiten) schenken: Der Geruch des Paradieses von Elif Shafak. (Eine Rezension dazu findest du *hier*). Doch (wie es der Zufall vielleicht) wollte, hatte keine Buchhandlung diese Lektüre mehr an Lager.. Als ich also gerade auf dem Weg aus der Buchhandlung war, stach mir dieser Roman von Antonia Michaelis ins Auge. Meine Tante liebt Katzen, also zögerte ich nicht zweimal - in der Hoffnung, dass sie das Buch mögen wird - schliesslich hatte ich keine Ahnung vom Inhalt!

Und ich schien Glück zu haben, sowohl meine Tante, als auch meine Cousine, welche das Buch ausgeliehen hat, waren begeistert - nun war ich also an der Reihe, mich in Mr Widows Katzenverleih zu begeben.

 

"Sie begann zu lieben. Vielleicht nicht unbedingt eine andere Person. Auch nicht sich selbst. Vielleicht zunächst nur diesen stillen verschneiten Hof und das Glück, etwas Gutes zu tun."

 

Den Beginn der Geschichte fand ich traumfaft! Wunderschöne, mit Worten gemalten Szenen und zwei sympathische Hauptprotagonisten; der England-Fanatiker Mr Widow, der die trockensten Scones bäckt und die bitterste Orangenmarmelade weit und breit sowie die geheimnissvolle Nancy, die er aus einer Papier/Karton-Tonne gerettet hat.Natürlich sind da noch die rund 40 Katzen, die von nun an von Nancy betreut und zu ihren Klienten gebracht werden.

 

Die Idee eines Katzenverleihs fand ich super - ich liebe Katzen und besitzte selbst eine Samtpfote. Nun ja, was heisst besitzen`? Ich bediene ihn. Katzen haben keine Besitzer, sondern Bedienstete - sagt man ja so schön und ich finde, dass trifft zu. Auch im Buch werden die Katzen wunderbar beschrieben: Jede hat ihre eigenen, speziellen Eigenschaften. Da wäre etwa Banane, die am liebsten frittierte Bananen ist. Oder die Königin von Saba, die stets auf dem höchsten Punkt im Raum sitzt, um diesen zu überblicken - wie eben eine Königin. Und dann ist da noch Kaffeekatze, die ihren Namen aufgrund der Farbe ihres Fells hat.

 

Viele der eigenartigen Eigenschaften, welche die Vierbeiner so liebenswert machen, kenne ich von meine eigenen Kater. Ich denke, Mr Widow würde ihn Sohle taufen. Das kommt daher, dass "mein" Mexx - wie er (eigentlich) heisst - Schuhsohlen liebt! Allgemein Schuhe - er schläft nase-voran in ihnen und es ist seine Lieblingsbeschäftigung, die Sohlen heraus zu reissen, die ordentlich zu zerfetzten und dann darauf zu schlafen. Wie auf einer eben erlegten Beute.

 

Und weil ich so eine Katzennärrin bin, fand ich den Einstieg toll. Den ersten Drittel des Buches liebe ich, doch dann beginnt die ganze Story zunehmend abartig zu werden. Den Höhepunkt findet diese Abstraktigkeit dann im letzten Drittel, wo ich mir dann das Ende herbeisehnte. Wer Fantasie-Geschichten liebt, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Aber wem fliegende, lila Einhörner und märchenhafte Rettungsaktionen (wie sie im echten Leben ziemlich sicher niemals vorkommen) zu viel sind, der schlägt nach dem ersten Drittel, vielleicht auch erst nach der Hälfte, diesen Roman zu.

 

Aufgrund dieser derartigen Unrealität, welche sich dann immer verstärkte, blieb mir ein fader Beigeschmack. Ich finde, dass die Autorin einen extrem schönen und bildhaften Schreibstil hat, sie malt mir ihren Sätzen die schönsten Szenen!. aber schlussendlich ist mir das Ganze dann doch zu unreal und zu "aus der Luft gegriffen". Nichtsdesto trotz, dass es meiner Tante gefallen hat, ist die Hauptsache - es war ja ein Geschenk für sie und daher bin ich umso glücklicher, dass es ihr gefallen hat.

 

"Achten Sie nicht zu sehr auf das, was nachts im Garten geschieht. Es sind nur unsere Vorstellungen, die dort spazieren gehen, zusammen mit den Katzen."

 


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